10 Dinge, die du nicht tun sollst in Rumänien

Hallo, ihr wunderschönen Menschen da draußen!

 

Es ist Zeit für mein Lieblingsformat der „10 Dinge“ – heute prallgefüllt mit Klischees und Überspitzungen. Das Ganze bitte mit Humor lesen und nicht alle Sticheleien ernst nehmen.

 

1. Die Polen sprechen rumänisch…

Rumänisch ist eine romanische Sprache, hat eine 77-prozentige Ähnlichkeit zum Italienischen und ziemlich viel von seiner lateinischen Grammatik behalten. Trotzdem ist Rumänisch irgendwie eine Balkan-Sprache, auch wenn Rumänien kein Balkan ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Rumänisch klingt, als wen die Polen italienisch reden – das wird hier aber jeder bestreiten!

Die Rumänen bringt nichts mehr in Rage, als für etwas gehalten zu werden, was sie partout nicht sein wollen.

 

 2. Doamne Ferește!

Auch, wenn du es für Ironie hälst, das  „Doamne ajuta“ ist vollkommen seriös gemeint – also keine Witze über Gott! Die Regierung und die orthodoxe Kirche verstehen sich gut. Wenn du also verträumt in der Bahn lümmelst, am Haus Gottes vorbei fährst und eine Bunica dich mit zusammengekniffenen Augen strafend anstarrt - dann weißt du, dass du vergessen hast dich zu bekreuzigen! Doamne Ferește!

 

3. Hier ist ja alles so billig!

Es gibt Dinge, die gehören sich einfach nicht - und dazu gehört, Leuten zu erzählen, wie billig ja alles in ihrem Land wäre. Die Preise in Rumänien bezüglich der Nahrungsmittel sind beinahe auf europäischem Niveau. Klar, Taxi fahren und feiern tun dir finanziell nicht weh. Der durchschnittliche Lohn in Rumänien beträgt aber nur 550 Euro - davon kannst du schwerlich leben.

 

 4. „Romii și românii“

Roma und Rumänien - das klingt nicht nur auf deutsch verdammt ähnlich. Ich höre zu oft: „Das sind Zigeuner – keine Rumänen!“.

Tatsächlich haben beide Bevölkerungsgruppen komplett unterschiedliche Kulturen. Leider hat sich das Klischee vom Roma verachtenden Rumänen durchaus bestätigt, aber klare Urteilslinien lassen sich schwer ziehen. Da steht die weniger betuchte rumänische Bevölkerung, die mausearmen Roma und die reichen Sommerurlaubs-Roma in ihren Palästen. Der gegenseitige Hass ist angesichtsdessen verständlich.

  

5. Hauptsache Osteuropa, Hauptsache Balkan!

Ebenso tragisch kann dein Urlaub enden, wenn du Bukarest mit Budapest verwechselst oder anfängst über Armutsmigration aus Rumänien, Bulgarien und Kroatien zu reden. Timisoara als Klein-Wien oder Bukarest als Paris des Ostens hört man hingegen lieber. Grundsätzlich grenzt es an Impertinenz, den Rumänen allgemein mit Osteuropäern in einen Topf zu werfen.

 

6. Das rumänische Laissez-faire

Das Thema Arbeitsmoral gehört wohl zum Nummer 1-Klischee, denn auch wenn wir  keine Ahnung von Rumänien haben, das Bild vom arbeitsscheuen Osteuropäer hat sich tief in unser kulturelles Gedächtnis eingebrannt. Ich habe dieses Jahr alle Arten von Menschen getroffen und neben den dubiosen Typen, die sich drücken und den korrekten Angestellten sind mir besonders einige beeindruckende Menschen im Gedächtnis geblieben, die sich für ihr Lebenswerk ausopfern, bis sie wohl eines Tages tot umfallen werden. Leuten, die versuchen aus den widrigsten Umständen das Beste herauszuholen.  Am Anfang dachte ich hin und wieder: schlampig gemacht. Die Wahrheit ist, dass es vielen Ärzten an den richtigen Instrumenten und den Leuten auf dem Bau an Geld mangelt, um ihren Job ausüben zu können. Tatsache ist auch: in Deutschland kann es sich lohnen, Arbeiten zu gehen und sich anzustrengen. Für 350 Euro Mindestlohn lache ich mich tod.

 

7. Trainingsanzug oder Farbkasten

Hab ich schon etwas zu den angeblich so wunderbaren rumänischen Frauen gesagt? Um euch zu beruhigen: es gibt sie wirklich! Die Grazie mit wallendem schwarzen Haar und endlosen Beinen, die mit ihren Pfennigabsätzen über das Altstadtpflaster wankt. Es gibt die overgedressten Farbkasten mit XXL-Wimpernverlängerung und das komplette Gegenteil: den Adidas-Trainingsanzug. Endweder viel zu viel oder underdressed. Auf jeden Fall aber sympathisch und liebenswert! Du willst etwas zur Rolle der Frau in Rumänien erfahren? Dann solltest du unbedingt hier meinen Artikel in der BZ lesen!

 

 8. Wir wären gern deutscher!

Vom Minderwertigkeitskomplex zum Überlegenheitsgefühl sind es nur ein paar Schritte und so sind die Rumänen zerrissen zwischen Heimatstolz und beschämten Entschuldigungen für die Situation ihres Landes. Beides ziemlich ungesund. Für mich ist Rumänien immer ein wunderschönes Land gewesen - wie jedes andere Land auch. Mit dieser Antwort bin ich eventuellen Konflikten aus dem Weg gegangen. Am moralisch überhöhten Urteil werdet ihr euch allerdings verschlucken....und tatsächlich hat Rumänien auch dringendere Probleme als richtige Mülltrennung.

 

 9. Die Timisoareaner und die Oltenier

So wie die Rumänen uns Deutschen überhöhen, so stellen die Banater sich über die Menschen aus dem Süden und Osten des Landes. Während Moldavia als Armenhaus gilt, die Menschen wie Tiere, so wird Oltenien und Bukarest als "tiganesc"und unzivilisiert bezeichnet. Das europäische Hierarchiegefälle vom Westen zum Südosten wiederholt sich als Mikrophänomen in Rumänien. Und so gehört es zum guten Ton, über den Rest des Landes zu lästern.

 

 10. Höflichkeit geht vor...

Ja, ich habe dieses Jahr bestimmt einige Menschen vor den Kopf gestoßen, weil ich die Angemessenheit rumänischer Grußformeln nicht verstanden habe. Wenn ihr es richtig machen wollt: niemals "Buna" oder das banater "Ciao" zur Begrüßung, sondern versucht es mit einem distanzierten "Buna ziua!". Oder ihr zeugt ein bisschen Curaj und flötet ganz laut Seeeeerrrvus.

 

 (11. Und nicht vergessen: Rumänien ist dennoch und deswegen ein zauberhaftes Land!)